Grundriss einer Idee


 

Eine Stadt stirbt langsam. Mit jeder Person, die der Heimat den Rücken kehren muss, wandern Ideen, Bedürfnisse, aber auch wirtschaftliches Potenzial und Kaufkraft ab. Es macht sich Leerstand breit. Läden und kulturelle Einrichtungen, die man als selbstverständlich empfunden hat, gehen verloren und mit ihnen schrumpft zunehmend die Lebensqualität der verbleibenden Menschen.

Nimmt man diesen Prozess als naturgegeben hin, schafft man Frust, der die Negativspirale der Abwanderung antreibt. Will man diesem Prozess entgegenwirken, braucht es eine aktive Bürgergesellschaft, die bereit ist, Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Und selbstverständlich braucht es Raum, in dem Ideen wachsen, reifen und umgesetzt werden können.

In Kooperation mit der Stadt Bernburg hat eine Gruppe junger Leute angefangen, diesen Raum zu schaffen. Im alten „Hotel Wien“ in der Talstadt ist seit Sommer 2011 ein stetig wachsendes Kulturprojekt entstanden, das sich hiermit vorstellen will.

Das Hotel Wien


 

Das ehemalige „Hotel Wien“ in der Krumbholzstraße 18-19 stand – wie viele historische Gebäude in Bernburg – lange leer. Das Gebäude ist in den letzten Jahren der DDR grundsaniert worden und hat eine bis heute nutzbare Grundsubstanz. Durch das Engagement der Jugendkulturinitiative Bernburg e.V. und der Stadt Bernburg wurde das alte Hotelcafé zu einem alternativen Kultur- und Wohnprojekt entwickelt.

Was wir leisten


 
  • Konzerte mit Musikern aus der Region und aller Welt, die mit ihrer Musik kulturelle Vielfalt nach Bernburg bringen
  • Lesungen von Autoren
  • Vorträge zu gesellschaftlichen Themen
  • Podiumsdiskussionen zu (kommunal)politischen Themen, als Informations- und Austauschplattform für direktdemokratische Entwicklung
  • Ausstellungen in Kooperation mit Projektpartnern
  • Ansätze partizipativer Stadtentwicklung
  • Begegnungsstätte für Menschen aller Altersklassen und Herkunft
  • Zusammenarbeit mit verschiedenen Fachbereichen der HS Anhalt zur Umsetzung verschiedener Projekte
  • Raumnutzung durch Basisgruppen, wie dem Kunstprojekt „Kreativ-Werkstatt“ oder der Naturschutzgruppe „Wurzelwerk“

Was wir für Bernburg und den Standort Talstadt tun


 

Die Talstadt hat viel Potenzial, aber auch große Probleme. Der Leerstand war lange Zeit immens, was die Attraktivität des ganzen Stadtteils herabsetzte. Mittlerweile wurden viele Gebäude saniert und wieder nutzbar gemacht. Die Talstadt gewinnt ihre Attraktivität zurück - unter anderem durch die Initiative der JKI: Mit dem Projekt "Hotel Wien" wurde der Leerstand aktiv genutzt, um den Stadtteil aufzuwerten, ohne jedoch in Konkurrenz zu anderen Projekten und Unternehmen der Nachbarschaft zu treten.

Wir versuchen durch unsere Arbeit primär ein umfangreiches Kulturangebot zu schaffen und das Viertel mit Leben zu füllen. Unser Verzicht auf die Etablierung einer kompletten Gastronomie mit Speisekarte unterstützt zunehmend benachbarte Betriebe. Der Zukauf von Baumaterialien, Technik und Getränken erfolgt ausschließlich bei ortsansässigen Betrieben.

Das Hotel Wien bewirbt seine Veranstaltungen regelmäßig bundeslandweit in Printmedien genauso wie im Landesradio. Gäste kommen teilweise selbst aus anderen Bundesländern nach Bernburg, um an den Veranstaltungen teilzunehmen. Das Feedback unserer Gäste ist außerordentlich positiv und fällt maßgeblich auf den Standort Bernburg zurück.

Wir unterhalten mittlerweile freundschaftlichen Kontakt zu diversen Bookingagenturen, sodass auch die Stadt Bernburg bei ihren Kulturveranstaltungen auf unsere Erfahrungen und Kontakte zurückgreift. Auf Bitten der Stadt konnten wir im Rahmen der „800 Jahre Anhalt“ Feier eine eigene Bühne mit Künstlern aus unserem „Bekanntenkreis“ bespielen.

Weiterhin sind wir Kooperationspartner des Festes „Kultur Markt“, das sich die Förderung studentischen Lebens in der Talstadt zur Aufgabe gesetzt hat.

Leerstand zu Lehrstand - Selbstverwaltung als pädagogisches Konzept


 

Durch unsere Angebote und die daraus resultierende Aufgabenpalette erhalten Jugendliche und junge Erwachsende die Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen und vor allem selbst Ideen zu entwickeln und umzusetzen. Die Fähigkeit, selbständig und kreativ Problemstellungen zu lösen, gilt als eine wichtige Ressource im Berufsleben und unterstützt die Entwicklung wichtiger Schlüsselqualifikationen junger Menschen.

Durch den Anspruch der Selbstverwaltung, also der konsequenten, ehrenamtlichen und unabhängigen Arbeit der Akteure, lernen die Projektteilnehmer voneinander. Positiv wirkt sich währenddessen die konsequente Entwicklung flacher Hierarchien aus.

Die Organisation erfolgt in Arbeitsgemeinschaften, in welchen sich den Themenbereichen Veranstaltungstechnik, Projektfinanzierung und -förderung, Veranstaltungskoordination und -durchführung, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie dem Ausbau der Räumlichkeiten gewidmet wird.

Ein weiterer wesentlicher Aspekt unserer internen Arbeit ist der Versuch soziokulturelle Schranken abzubauen. SchülerInnen, Azubis, Studierende sowie junge und ältere Erwachsene im Berufsleben sind in unseren Strukturen vertreten und arbeiten gleichberechtigt zusammen. Sexismus und Rassismus haben bei uns keinen Platz.