Der Faire Handel verspricht, die Welt durch Konsum sozial gerechter zu machen und hat jährlich ein zweistelliges Wachstum. Doch im Rausch der Wachstumskurven geraten zumeist die politischen Grundlagen aus dem Blick. Kann man eine bessere Welt wirklich kaufen, kann es einen fairen Kapitalismus geben? Genau das unterstellt der Faire Handel: Die Welt werde besser, die Wirtschafts- und Handelsbeziehungen ein Stückchen gerechter, wenn viele kleine Menschen viele kleine und ‚gerechte‘ Käufe tun. Kann der Faire Handel überhaupt politisch sein? Und wie sieht das dann konkret aus? Welche Rolle spielen publikumswirksame Aktionen wie „Hauptstadt des Fairen Handels“ oder „Fairtrade Towns“ von TransFair? Wenn massenweise faire Produkte in Discountern zu haben sind, welche Bedeutung haben dann Weltläden überhaupt noch? Es stimmt, das Leben einiger Menschen kann durch den Fairen Handel verbessert werden, was schon sehr viel ist. Dies greift aber angesichts der globalen Überlebenskrisen zu kurz. Daher wäre es an der Zeit, dass sich der Faire Handel an seine Ursprünge der Kritik an den Strukturen des Welthandels erinnert und diese weiterführt zur Kritik des Kapitalismus, dessen zerstörerische Dynamik ‚das Ganze’ bedroht. Bemerkenswert deutlich ist die Kritik des evangelischen Hilfswerkes „Brot für die Welt“, das den Fairen Handel seit Jahren republikweit fördert. Mitte 2014 heißt es dort „Es ist offensichtlich schwer auszuhalten, dass dem Erkennen und Verstehen von … Fehlentwicklungen in den meisten Fällen nicht sofort ein leicht gehbarer Lösungsschritt folgen muss….Man wird sich die Welt nicht gut kaufen können.“